Moos 2

Der erste Kreis: Die Wissenschaftsgeschichte der Biologie und der Evolutionslehre – ‘Metamorphose der Pflanzen’

Wissenschaft als Thema bzw. Wissenschaftskritik steht von den ersten Seiten an explizit im Mittelpunkt der Novelle. In einer fiktiven “Vorbemerkung des Herausgebers” von Ohlburgs “nachgelassenen Blättern” werden Ohlburgs Essays “zur Kritik der naturwissenschaftlichen Terminologie” erwähnt, die Ohlburg zu einem systematischen Werk mit dem Titel “Zur Kritik der botanischen Terminologie und Nomenklatur”1 ausarbeiten wollte. In einem in diese Vorbemerkungen eingeschobenen Briefzitat von Ohlburgs Bruder äußert dieser die Vermutung, daß Ohlburg “diese Aufzeichnungen als Teil seiner geplanten ‘Kritik (…)’ begriffen hat”2, weswegen er sich zur Veröffentlichung dieses doch eher privaten Manuskripts entschlossen habe:

Wiewohl auch immer wieder von einer Kritik der Terminologie die Rede ist, halte ich den Text im Ganzen für das Psychogramm fortschreitender Senilität. Da jedoch an der wissenschaftlichen Reputation meines Bruders nicht der leiseste Zweifel besteht, stehe ich nicht an, die Publikation zu unterbinden.3

Der fiktive Herausgeber suggeriert in seiner Beschreibung der äußeren Gestalt dieser Aufzeichnungen die Möglichkeit, daß dieser Text von Ohlburg selbst zumindest als Wissenschaftskritik konzipiert wurde, dann allerdings eine Metamorphose erfahren hat:

Auf dem Pappdeckel hatte er den ursprünglichen Titel ‘Zur Kritik der botanischen Terminologie und Nomenklatur’ mit Bleistift stenographiert, diesen Titel jedoch, offenbar in einer späteren Phase, mit der grünen Tinte durchgestrichen und in sorgfältiger Schrift darübergesetzt: Moos. 4

Bis auf die Ebene der Schrift reicht diese Veränderung vom Abstrakten zum Konkreten: anstelle der stenographischen Kürzel verwendet Ohlburg nach einiger Zeit wieder die alphabetische Schrift; wechselt auch das Schreibgerät: statt des Bleistifts, der seiner Ansicht nach dem Papier Gewalt antut, verwendet er einen Füller, dessen Tinte in das Papier “langsam und zart hineinsinkt”5.

Und auch Ohlburgs Reflexionen im Text legen diese Vermutung nahe: “Meine Kritik der Terminologie wächst und gedeiht, auch wenn sie Blüten ansetzt, mit denen ich nicht rechnen konnte.”6 Wenn auch nur metaphorisch, ist hier von einer weiteren Pflanzenmetamorphose die Rede: ein ursprünglich wissenschaftlicher Text wächst und blüht wie eine Pflanze. Ohlburgs Kommentar zu einem solchen Vorgang ist eindeutig: “In dieser Romantisierung des wissenschaftlichen Diskurses scheint dann freilich gelegentlich etwas wie Wissen durch.”7

Hiermit ist der thematische Kontext von Moos umrissen: eine romantisch motivierte Suche nach einer jenseits der Bifurkation von Naturwissenschaft und Naturphilosophie liegenden ‘Wahrnehmungswissenschaft’ (Böhme), die die Grundlage eines anderen Naturverständnisses bilden könnte.

Doch bleibt hier noch die Frage nach dem Zusammenhang zwischen einer solchen Wissenschaftskritik und einem ‘ökologischen’ Denken zu klären. Die Zeiten der unreflektierten Technikschelte sind zu Beginn der achtziger Jahre, also im Entstehungskontext des Textes, größtenteils passJ, doch werden auf grundsätzlicher Ebene Stimmen laut, die nach dem in den Naturwissenschaften implizit enthaltenen und durch sie bestätigten Naturkonzept fragen. Als exemplarisch kann in diesem Zusammenhang Gernot Böhmes Kritik an den Naturwissenschaften gelten:

Daß Naturwissenschaft und Technologie für die Umweltprobleme mitverantwortlich sind, wird deutlich: Die Naturwissenschaft fördert ein ausbeuterisches Verhältnis zur Natur, sie ist Kontrollwissen, ihr Begriff von Objektivität und Erklärung verlangt nach einer Partialisierung.8

Das Naturkonzept oder Naturverhältnis, aufgrund dessen der Mensch sein Verhalten zur Natur organisiert, bezieht sich sowohl auf die Natur außerhalb seiner als auch auf die innere, nämlich den menschlichen Körper und seine Sinneswahrnehmungen. Somit geht die Beherrschung der äußeren Natur immer auch mit der Kontrolle der inneren einher.9 Angesichts dieser Verquickung lohnt also eine kritische Durchleuchtung des herrschenden Naturkonzepts und das Formulieren von “Ideen über einen anderen Naturbezug, über Allianztechnik, Naturqualität, über eine Wissenschaft vom Konkreten”10, um auf der Basis anderen Naturdenkens sowohl den technischen, instrumentalisierenden Zugriff auf die natürliche Umwelt als auch den entfremdeten und repressiven Umgang mit dem eigenen Körper und dessen Sinneswahrnehmungen zu hinterfragen.

Hinsichtlich dieses Themenkomplexes der Wissenschaftskritik und -reflexion durchläuft die Novelle einen Erinnerungskreislauf durch die Geschichte der Biologie zwecks Vergegenwärtigung früherer Stationen, die Impulse oder Warnungen hinsichtlich des aktuellen Diskurses beinhalten. Die einzelnen Stationen möchte ich im Text nachweisen und dann die Erinnerungsfiguren in ihrem ursprünglichen Kontext und der in der Novelle situierten Rekontextualisierung und Aktualisierung beschreiben.

Station 1: Goethe und die Suche nach einer ‘zarten Empirie’

In einer Rezension schreibt Harry Nutt: “Klaus Modicks Moos atmet den Geist Goethescher Naturforschungen, die sich derzeit ja nicht allein aus poetischer Sicht einer erstaunlichen Aktualität erfreuen.”11 Damit bezieht sich Nutt auf die Rolle, die Goethes naturwissenschatliche Forschung in der ersten Hälfte der achtziger Jahre in der Diskussion um eine andere Naturwissenschaft spielte: Allein ein Blick in das Register der Zeitschrift Scheidewege verrät eine Häufung von Beiträgen zu Goethes Naturforschung in diesem Zeitraum. Auch Adolf Muschg, der sein Buch über Goethe mit den Worten Auf der Suche nach dem Grünen bei einem alten Dichter untertitelte, belegt damit die Aktualität und Popularität des Themas.12 Inzwischen führt Gernot Böhme das Projekt einer Wahrnehmungswissenschaft in seiner ökologischen Naturästhetik13 weiter. In seinem Buch Alternativen der Wissenschaft bemerkte Böhme bereits 1980 zur Bedeutung von Goethes Farbenlehre:

Sollte Goethes Farbenlehre Aktualität gewinnen, dann müßte sie (…) in einen anderen Zusammenhang praktisch definierter Interessen treten. Diese Interessen dürften da gegeben sein, wo man – etwa zur Gestaltung ‘humaner’ Umwelten – eine Wahrnehmungswissenschaft benötigt. Ein Interesse an einer Wissenschaft dieses Typs könnte sich immer dort ergeben, wo nicht nur die Natur als Bereich möglicher Manipulation, sondern zugleich die Wirkung des Menschen in der Natur, wo nicht nur die Erfahrung des Menschen mit der Natur, sondern zugleich seine Selbsterfahrungen im Umgang mit der Natur, thematisiert werden.14

Seit den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts widmete Goethe sich naturwissenschaftlichen Studien, die vom Umfang her sein dichterisches Werk bei weitem übertreffen. Der Erfolg seiner Studien war unterschiedlich: Hatte der Nachweis des Zwischenkieferknochens am menschlichen Schädel 1784 jede Diskussion um eine absolute Sonderstellung des Menschen in der Natur beenden können, da morphologisch die Verwandtschaft des Menschen mit den anderen Arten belegt werden konnte, so führte seine Newton-Polemik in der Farbenlehre dazu, daß seine Studien aus der Perspektive der heutigen Erkenntnisse meist milde belächelt werden. Nichtsdestotrotz würdigten Physiker wie Heisenberg oder C.F. von Weizsäcker Goethes Versuche als positiv zu wertendes Komplement herrschender Naturwissenschaft.15

In Moos nimmt Ohlburg auch konkret bezug auf Goethe, nämlich in der Erinnerung an ein Gespräch mit seinem Hochschullehrer Mandelbaum:

Die wissenschaftliche Beobachtung ist auch eine Kunst, die gelernt sein will. Aber wenn man Kunst daraus macht, sieht man, ohne zu verstehen. Halten Sie es mit Goethe, Ohlburg. ‘Da im Wissen’, sagte der, ‘sowohl als in der Reflexion kein Ganzes zusammengebracht werden kann, weil jenem das Innere, dieser das Äußere fehlt, so müssen wir uns die Wissenschaft notwendig als Kunst denken, wenn wir von ihr irgendeine Art Ganzheit erwarten.’16

Eine ganzheitliche Sichtweise der Natur bedarf einer Art Synthese von Wissenschaft und Kunst, eine Erweiterung der wissenschaftlichen Wahrnehmung um die ästhetische Dimension. 1806 schrieb Goethe:

Von andern Seiten her vernahm ich ähnliche Klänge, nirgends wollte man zugeben, daß Wissenschaft und Poesie vereinbar seien. Man vergaß, daß Wissenschaft sich aus Poesie entwickelt habe, man bedachte nicht, daß, nach einem Umschwung von Zeiten, beide sich wieder freundlich, zu beiderseitigem Vorteil, auf höherer Stelle, gar wohl wieder begegnen können.17

Genau dies ist es, was Ohlburg nun in seiner Kritik der botanischen Terminologie vorlegt. Dies geschieht, wie bereits angedeutet, auf zwei Ebenen: neben der Thematisierung des Konflikts zwischen Erkenntnis und Erfahrung, zwischen Anschauung und diskursivem/begrifflichen Denken (“Begriffe waren die geistigen Drahtbürsten”18) stellt die Form des wissenschaftlichen Beitrags, der ins Poetische ‘abdriftet’, genau diesen Prozeß der Suche nach einer um die ästhetische Dimension ergänzten Wissenschaft dar.

So kann der Text Moos innerfiktional als Ohlburgs Beitrag gegen die “selbstauferlegte Anästhesierung des Erkenntnisraumes der Wissenschaft durch die Wissenschaft”19 verstanden werden. In diesem Zusammenhang ist ganz allgemein die Einengung des wissenschaftlich akzeptierten Erfahrungsbegriffs zu betrachten: So wichtig die eigene Beobachtung und die experimentelle Fundierung wissenschaftlicher Erkenntnisse neben der mathematischen Darstellbarkeit auch durch die Sinneserfahrung wurde, schließt sie doch bestimmte Sinneswahrnehmungen aus. Michel Foucault beschreibt diesen Prozeß recht anschaulich:

Die Beobachtung ist seit dem siebzehnten Jahrhundert eine sinnliche Erkenntnis, (…). Dabei war das Hörensagen (…), aber auch der Geschmack und der Geruch (…) ausgeschlossen, weil sie mit ihrer Ungewißheit, ihrer Variabilität keine Analyse in getrennte Elemente gestatten, die allgemein akzeptabel wäre. Es handelt sich um eine sehr enge Begrenzung des Tastsinns auf die Bezeichnung einiger, ziemlich evidenter Oppositionen (…); es hat fast ein exklusives Privileg der Sehkraft gegeben (…) Trotzdem ist nicht alles von dem benutzbar, was sich dem Blick anbietet. Insbesondere die Farben können kaum nützliche Vergleiche anbieten. Das Sichtfeld, in dem die Beobachtung ihre Kraft haben wird, ist nur das Residuum jener Ausschlüsse: eine von jeder anderen sinnlichen Last befreite und obendrein ins Grau in Grau übergegangene Sichtbarkeit.20

Ohlburg beschreibt in Moos weiterhin die Suche nach einer Sprache, “die das Einzelne, Besondere in ihr Recht setzt, die der Anschauung mehr vertraut als dem fixen Begriff”21. Er macht das begriffliche Denken als Prototyp von Abstraktion und Distanz sogar in gewisser Weise als Wegbereiter eines entfremdeten Naturdenkens dingfest.

Die Vernichtung des Namens durch den Begriff, des lebendigen Ausdrucks durch den Terminus, hat die Entfremdung des Menschen von der ihn umgebenden Natur beschleunigt und besiegelt.22

In genau diesem Spannungsfeld zwischen Anschauung und Begriff, zwischen dem Besonderen und Konkreten und dem Allgemeinen ist nun auch Goethes Bemühen um die Erkenntnis der Natur lokalisiert, wobei dieser seine eigene Methode als ‘Anschauende Urteilskraft’ bezeichnet. Damit bezieht er sich explizit auf Kant (dessen Lehre er, nach eigenen Worten “wo nicht zu durchdringen doch möglichst zu nutzen suchte”), der in seiner Kritik der Urteilskraft23 neben dem diskursiven Verstand (‘intellectus ectypus’), der vom Besonderen zum Allgemeinen geht, die Möglichkeit eines intuitiven Erfassens (‘intellectus archetypus’) beschreibt, welches “vom synthetisch Allgemeinen, der Anschauung eines Ganzen als eines solchen, zum Besonderen geht, das ist, von dem Ganzen zu den Teilen”. Goethe versteht sich selbst als einen solchen ‘intellectus archetypus’ und merkt voller Stolz an: “Hatte ich doch erst unbewußt und aus innerem Trieb auf jenes Urbildliche, Typische rastlose gedrungen, war es mir sogar geglückt, eine naturgemäße Darstellung aufzubauen (…).”24 Jenes Urbildliche, Typische sind Goethes ‘Urphänomene’ oder ‘Symbole’, die er als Prototyp der Mannigfaltigkeit in der Natur ansieht. Am 17.5.1787 schrieb er in einem Brief aus Neapel an Herder, daß er “dem Geheimnis der Pflanzenzeugung und -organisation ganz nah” sei, indem er ein Konzept der Urpflanze entwerfe:

Die Urpflanze wird das wunderlichste Geschöpf von der Welt, um welches mich die Natur selbst beneiden soll. Mit diesem Modell und dem Schlüssel dazu kann man alsdann noch Pflanzen ins Unendliche erfinden, die konsequent sein müssen, das heißt, die, wenn sie auch nicht existieren, doch existieren könnten und nicht etwa malerische oder dichterische Schatten und Scheine sind, sondern eine innerliche Wahrheit und Notwendigkeit haben. Dasselbe Gesetz wird sich auf alles übrige Lebendige anwenden lassen.25

Ausgehend von einer solchen symbolischen Ur-Gestalt versteht Goethe die Metamorphose als Gestaltwandel in evolutionärem Sinne, als – mit Weizsäckers Worten – “Wandeln durch die Reihe verwandter Gestalten”, und schafft damit, wie Weizsäcker es nennt, ein “Präludium der Abstammungslehre”: “Eine Urpflanze, ein Urorgan, das Blatt kann sich in zahllosen Einzelgestalten darstellen, weil diese durch wirkliche Wandlung aus ihm hervorgegangen sind.”26 Der Botaniker Ohlburg notiert dazu: “So, wie zum Beispiel alles am Menschen in der Pflanze längst angelegt ist.”27 Damit geht Ohlburg über Goethes anschauende Urteilskraft hinaus und verweist hier schon auf den Gedanken der Evolution, der in der nächsten Station dieses wissenschaftshistorischen Erinnerungskreislaufes thematisiert wird.

Ohlburg skizziert in seiner Kritik der botanischen Terminologie sein Ideal einer ‘zärtlichen Wissenschaft’, die gleichfalls eine Goethesche Vorstellung mitschwingen läßt, nämlich die einer ‘zarten Empirie’: “Eine zärtliche Wissenschaft, wenn es je so etwas gäbe, müßte sich stärker auf die Suche nach dem Schönen machen, das wie ein Moos des Wissens ist.”28 Die Parallelstelle bei Goethe findet sich in Wilhelm Meisters Wanderjahren: “Es gibt eine zarte Empirie, die sich mit dem Gegenstand innigst identisch macht und dadurch zur eigentlichen Theorie wird.”29 Hier wird das Programm der ‘Wahrnehmungswissenschaften’ noch einmal vorgestellt: ein zarte oder zärtliche, also behutsame Wissenschaft, habe mit Wahrnehmung und dem Schönen zu tun. Über den Begriff der ‘aisthesis’, der die Ästhetik mit der Sinnlichkeit, der sinnlichen Wahrnehmung, koppelt30, rückt die romantische Sehnsucht nach einer Einheit von Kunst und Wissenschaft in den Kontext einer Wiedereinbeziehung der sinnlichen Wahrnehmung in den wissenschaftlichen Diskurs.

Station 2: Darwin (und Harvey und Haeckel) und die (ökologischen) Kreisläufe

Das ‘Herzstück’ der Novelle bildet ein Traum Ohlburgs, der eine ikonographische Koppelung eines ökologischen Kreislaufs mit dem Blutkreislauf darstellt (“Ein ökologischer Blutkreislauf.”31).

Ebenen von Moos. Horizontlos. Himmellos. Gehen in kreisendem Grün. Wildernde Riesenkatzen verfolgen mich. In einem Baum sitzt Darwin und weist mit seinem wehenden Bart den Weg. Atemloses Waten in grellroten Feldern von Herzklee. Die Katzen verlieren die Spur. Die höchsten Blätter der Pflanzen reichen mir bis zur Brust. Die Blätter sind dreieckig, wie mein eigenes Herz. Jedes Blatt ist genau wie mein eigenes Herz gezeichnet, in seiner wirklichen Fleischfarbe. Fleischige Stengel fächeln Kühlung. Die Felder wogen, beginnen zu strömen, ziehen mich mit. In den Kleemassen fließe ich pulsierend nach nirgends. Die Kleestengel fahren durch mich hindurch. Gleichmäßiges Pumpen. Unvermittelt Katarakte. Das rote Strömen stockt. Aufschäumen. Zusammenziehen. Beklemmungen. Atemnot. Aus dem Strudel ragt der Sauerklee, breit an den Enden, in der Mitte gespalten und spitz gegen den Stengel hin. Darwins Bart winkt. Ich reiße den Mund auf, denn meine Extremitäten sind starr, bewegungslos, verbeiße mich in ein riesiges Sauerkleeblatt. Finde Halt. Der rote Strom zieht unter mir ab. Nun wieder ungestörtes Pumpen.32

Den Deutungsrahmen für diesen Traum stellt Ohlburg direkt zur Verfügung:

Charles Robert Darwin (1809-1882) steht im Mittelpunkt des Traumes: “Darwin weist wohin? Alles ist miteinander verbunden. Alles gehört zusammen.”33 Ohlburg erinnert sich an eine Geschichte, die sein Dozent Mandelbaum immer wieder erzählt hatte: “Die klassische Geschichte des ökologischen Kreislaufs.”34 Laut Mandelbaum wies Darwin nach, inwiefern Großbritannien seine Stärke zur See auch den Katzen verdanke: Herzklee wird nur von Hummeln bestäubt, da Bienen den Nektar der roten Kleeblüten nicht erreichen können. Insofern hängt die Populationsgröße des Klees von derjenigen der Hummeln ab, die wiederum reziprok proportional von der der Waldmäuse abhängt, die Nester und Honigweiden der Hummeln zerstören. Da Katzen (also auch Hauskatzen) den Waldmausbestand kurzhalten, finden sich Hummelnester oft in der Nähe menschlicher Ansiedlungen, und somit auch mehr Klee, der den Kühen und Rindern als Weide dient, was wiederum den Pökelfleischbedarf der Seeleute decken hilft.

Indem die Seemacht England Kriege führte und den Frauen die Männer nahm, produzierte sie eine Vielzahl englischer Jungfern, die sich in Ermangelung von Männern in Katzen verliebten. Die Katzen aber hielten die Mäuse kurz, was den Hummeln zugute kommt, und wieder zurück zum Anfang.35

Mit dem Verweis auf Herzklee, Darwin und die Katzen führt Modick hier thematisch die Struktur des ökologischen Kreislaufs ein. Alles hängt zusammen, stellt Ohlburg fest, alles ist über komplexe Kausalketten miteinander verwoben, jede Änderung eines einzelnen Faktors in diesem System hat Auswirkungen auf das Gesamtsystem. “Haben Sie begriffen, Ohlburg? Ein Kreislauf. Kein Anfang, kein Ende. Alles ist eins. Haben Sie begriffen?”36 Als grundlegend in der Natur beschreibt die Ökologie den Stoffkreislauf sowie Energie- und Informationsfluß.37

Die Folgerung, die Ohlburg konkret aus diesem Traum zieht, ist die, daß er seine Uhr ablegt, und danach wieder ruhig schlafen kann. “Der Sekundenzeiger jagt mein Herz.”38 Zeitdruck und Streß werden hier als verursachende Faktoren von Herz und Kreislaufbeschwerden angedeutet, Faktoren, denen sich Ohlburg in seinem ‘neuem Leben’ auf dem Land nicht unterwerfen muß. Das Ende seines Traums macht diesen Zusammenhang deutlich:

Hinein schleicht leicht anschwellend das Picken, nervöses unrhythmisches Ticken. Tacken. Das gepumpte Gleichmaß kommt aus dem Takt. Das Picken, das Ticken beginnt zu rasen. Mein Herzschlag kann nicht Schritt halten. Der Sekundenzeiger treibt ihn herzlos vor sich her. Aus dem Ticken fallen grünliche Lichtsignale von fernen Seezeichen. Der Sekundenzeiger jagt sinnlos seine Kreise.39

In der Thematisierung von Herz und Kreislauf wird ein weiterer Assoziationsraum eröffnet: Der ‘ökologische Blutkreislauf’ erinnert an den im Text nicht explizit genannten britischen Physiologen William Harvey (1578-1657), der 1628 die erste vollständige Theorie des Blutkreislaufs vorlegte. Harvey ging von der Annahme aus, daß der Mensch als Mikrokosmos ein Abbild des Makrokosmos sei, weshalb er die Kreisbewegung nicht nur für die Planetenbahnen, sondern auch für die Bewegung des Blutes im menschlichen Körper als grundlegend ansah. Das Herz spielte dabei die Rolle der Sonne: “So ist das Herz der Urquell des Lebens und die Sonne der ‘kleinen’ Welt, so wie die Sonne im gleichen Verhältnis den Namen Herz der Welt verdient.”40

An diesem Beispiel, bzw. an dieser Erinnerungsfigur wird deutlich, inwiefern auch die ‘harte’ Naturwissenschaft aus denselben spekulativen, analogischen Ursprüngen erwachsen ist, wie die ihr heute diametral entgegengesetzt scheinende Naturphilosophie. Harveys Theorie, die sich auf naturphilosophische Ideen stütze, indem sie in der Wertschätzung des Kreislaufs und der dominierenden Stellung des Herzens auf Aristoteles zurückgreift, wurde gleichwohl empirisch fundiert und lieferte dadurch einen wichtigen Beitrag zur mechanistischen Sichtweise der Naturwissenschaft.

Der Herzklee oder auch Sauerklee wird in der Homöopathie bei Herzbeschwerden verabreicht. Auf die klassische Homöopathie und ihren Begründer Hahnemann weist Ohlburg auch an einer anderen Stelle hin: “Similia similibus curantur” zitierte sein Vater früher “den Grundgedanken der Homöopathie”41. Damit eröffnet Ohlburg neben der konkreten Bezugnahme auf Hahnemanns Idee, bei Krankheiten diejenigen Mittel zu verabreichen, die bei gesunden Menschen genau dieselben Symptome hervorrufen, unter denen der Kranke leidet, auch den Assoziationsraum des Denkens in Analogien: Herzklee ähnelt dem menschlichen Herzen, sei von daher auch geeignet, Herzbeschwerden zu heilen. An anderer Stelle notiert er: “Mit Leibniz halte ich die Analogie für einen Hauptfaktor wissenschaftlichen Fortschritts”42. Michel Foucault beschreibt in seiner Ordnung der Dinge die Analogie als dritte Hauptform des Systems der Ähnlichkeiten, die das Korpus des Wissens bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts organisierte. Die Analogie beziehe sich auf eine “Ähnlichkeit der Verhältnisse”43, also der Proportionen/Relationen, wie sie z.B. in der Idee der Entsprechung von Mikro- und Makrokosmos (Paracelsus) oder der oben zitierten Konzeption des Blutkreislaufs durch Harvey in Analogie zu den Kreisbahnen der Planeten zum Ausdruck kommen.

Evolution

Gleichzeitig mit Alfred Russel Wallace (1823-1913) entwickelte Charles Darwin die Evolutionstheorie, die beide gemeinsam 1858 im Journal der Linnean Society, London, veröffentlichten.44 Das Dogma von der Unveränderlichkeit der Arten war damit widerlegt, die Abstammung anhand eines vielverzweigten Stammbaumes anstelle einer linearen Kette der Lebewesen konzipiert und der Existenzkampf als Selektionsprinzip zugunsten der jeweils optimalen Umweltanpassung formuliert. Geistesgeschichtlich wird die Evolution als ‘Entthronung’ des Menschen hinsichtlich seines Selbstverständnisses als ‘Krone der Schöpfung’ gewertet, da sie seine grundsätzliche Zugehörigkeit zur restlichen Fauna bestätigte und ihn damit seiner Sonderstellung beraubte.45 Oder, positiv formuliert: der Mensch ist Teil der Natur, steht nicht außerhalb.

Klassifizierende Naturgeschichte

Seit der Durchsetzung des mechanischen Weltbilds und der Kartesianischen Trennung zwischen ‘res cogitans’ und ‘res extensa’, denkender und ausgedehnter Materie, war ein erstaunliches Erklärungsvakuum entstanden. Die gesamte Flora und Fauna als zwar nicht denkende, aber dennoch lebendige ‘Masse’ fiel aus diesem Erklärungsansatz heraus. Natürlich nicht de facto, doch wurde die Natur, solange es irgendwie möglich war, als ‘tote Materie’ behandelt, verdinglicht. Vom theoretischen Umgang her bestand somit kein grundsätzlicher Unterschied zwischen Katzen und Bodenschätzen. Dem Phänomen des Lebendigen konnte man damit jedoch nicht gerecht werden, was bald zur Herausbildung verschiedenster vitalistischer Denkansätze führte, die der Natur eine ihr innewohnende formende Lebenskraft zuschrieben. In genau diesem Zwischenraum mußte sich die entstehende Biologie behaupten: Vom Anspruch her eine empirische und mathematisch fundierte Wissenschaft, dennoch aber den Bereich des Lebendigen zum Gegenstand habend. Im Kontext der Abstammungslehre gelang es erstmalig, Botanik und Zoologie zu einer Wissenschaft vom Lebendigen, eben der Biologie, zu vereinigen, die auch Erklärungspotential für das Problem der Menschwerdung und die Frage nach der Sonderstellung des Menschen in der Natur hatte.

Bis zu Jean Baptiste Lamarck (1744-1829), der die Abstammung der Arten voneinander auf der Basis der Annahme der Vererbung erworbener Eigenschaften und einer inneren Entwicklungskraft für möglich hielt, wurde Naturgeschichte statisch46 konzipiert: Sie mußte mit dem theologischen Schöpfungsgedanken vereinbar sein, nach dem Gott die Tiere geschaffen hatte und diese bis auf den heutigen Tag so seien, wie am Tage der Schöpfung. Doch fand im siebzehnten Jahrhundert hinsichtlich der Art, wie in diesen ‘Naturgeschichten’ klassifiziert wurde, eine Änderung statt. Michel Foucault schreibt in seiner Ordnung der Dinge: “Lange vor Darwin und auch vor Lamarck ist die große Auseinandersetzung um die Evolutionstheorie (…) eröffnet worden.”47 Ich möchte nun Foucaults Gedankengang erläutern:

Michel Foucault stellt seinem Buch Die Ordnung der Dinge ein Zitat von Jorge Luis Borges voran, in dem dieser eine fiktive, völlig absurd wirkende Klassifikation aus der Enzyklopädie Himmlischer Warenschatz wohltätiger Erkenntnisse vorstellt, die verschiedene, in unserem Denken völlig unvergleichbare Phänomene, logisch auf dieselbe Stufe stellt:

Dieser Text zitiert ‘eine gewisse chinesische Enzyklopädie’, in der es heißt, daß ‘die Tiere sich wie folgt gruppieren: a) Tiere, die dem Kaiser gehören, b) einbalsamierte Tiere, c) gezähmte, d) Milchschweine, e) Sirenen, f) Fabeltiere, g) herrenlose Hunde, h) in diese Gruppierung gehörige, i) die sich wie Tolle gebärden, k) die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind, l) und so weiter, m) die den Wasserkrug zerbrochen haben, n) die von weitem wie Fliegen aussehen.’48

Daran können wir ablesen, daß es bestimmte ungeschriebene Regeln zu geben scheint, nach denen solche Aufzählungen geordnet sein sollten, um für uns Sinn zu machen. Klassifikationen, die ja nichts anderes tun, als Wissen in bestimmten Ordnungen zu präsentieren, basieren immer auf bestimmten Vorentscheidungen, welches Wissen als wahr und überlieferungswürdig, also relevant, erachtet wird.

Am Beispiel der Naturgeschichte zeigt Foucault, wie sich auch dort die Ordnung, nach der Lebewesen beschrieben wurden, geändert hat, inwieweit nämlich die Zeichen oder Signaturen, die in der Renaissance noch als den Dingen inhärent verstanden worden waren, “im siebzehnten Jahrhundert zu Repräsentationsweisen wurden.”49

Davor war der Darstellungsgegenstand der Naturgeschichte

das unentwirrbare und völlig einheitliche Gewebe dessen, was man an den Dingen und all den Zeichen sieht, die in ihnen entdeckt oder auf ihnen niedergelegt worden sind. Die Geschichte einer Pflanze oder eines Tieres zu schreiben, bedeutete, auch zu sagen, welches ihre Elemente und ihre Organe, welches die Ähnlichkeiten, die man in ihnen finden kann, welches die Kräfte, die man ihnen zuschreibt, die Legenden und Geschichten, mit denen sie vermischt werden, die Wappen, auf denen sie zu sehen sind, und die Medikamente, die man aus ihrer Substanz herstellt, die Nahrungsmittel, die sie bieten, gewesen sind. Hinzu kommt, was die antiken Autoren über sie erfahren haben. Die Geschichte eines Lebewesens war dieses Wesen selbst innerhalb des ganzen semantischen Rasters, der (sic!) es mit der Welt verband.50

Dabei wurde eben nicht, was heute so selbstverständlich scheint, zwischen Beobachtung, Dokument und Fabel unterschieden, sondern stattdessen der gesamte Assoziations- bzw. Wissensraum, “die ganze tierische Semantik”51, abgeschritten. Foucault vergleicht die Klassifikationsmuster bei Aldrovani (Beginn des siebzehnten Jahrhunderts, repräsentativ für die bis dahin vorherrschende Klassifikationsweise), Jonston (1657), bei dem der entscheidende Schritt der Reduzierung auf zoologische ‘Fakten’ bereits stattgefunden hat, und LinnJ, der fast 100 Jahre nach Jonston die bedeutendste Klassifikation der Naturgeschichte vorgelegt hatte. Aldrovandi beschrieb: a) Anatomie, b) Fangweisen, c) allegorischen Gebrauch, d) Vermehrungsart, e) Vorkommen, f) Legenden, g) Nahrung, h) kulinarische Zubereitung (“die beste Art, es zur Soße zu reichen”). Dahingegen konzentriert sich Jonston auf: a) Name, b) anatomische Teile, c) Ort des Vorkommens, d) Alter, e) Vermehrung, f) Stimme, g) Bewegungen, h) Sympathie und Antipathie, i) Gebrauch, j) ärztlichen Anwendung. Der Schritt zu LinnJ ist dann, obwohl der zeitliche Abstand ein größerer ist, vernachlässigbar: Dieser stellt a) Name, b) Theorie, c) Gattung, d) Art, e) Eigenschaft, f) Gebrauch, g) Literaturhinweise52 dar.

Ästhetisierung der Wissenschaft

Diese Beispiele markieren unsere heutige Tendenz, alles, was nicht faktisch ist, aus der (Natur-)Wissenschaft herauszuhalten, als eine historisch gewordene und somit kontingente. Auf diesen Prozeß nimmt Ohlburg auch konkret bezug, wenn er sich vornimmt, “diesmal meine im engen Sinn privaten, subjektiven Wahrnehmungen nicht nur nicht von der Abhandlung zu trennen”, sondern davon auszugehen, “daß diese sehr direkt dem Thema angehören.”53

Darüber hinaus gibt es bei Ohlburg auch konkrete ‘LinnJ-Schelte’:

Die künstlichen Bildungen von begrifflicher Exaktheit, die unverwechselbaren Termini von internationaler Verbindlichkeit, mit denen LinnJ vor zweihundert Jahren aus dem Gänseblümchen ‘Pellis perennis’ machte, haben der Natur nicht Namen gegeben, sondern ihr die Namen gestohlen. LinnJs Nomenklatur ist noch in anderer Hinsicht eine schwere Erbschaft, denn ihr System ist nicht bloß beschreibend, sondern auf seltsam infame Weise auch wertend. Es ist im Grunde unerhört, daß dort der Schimpanse als ‘troglodytes’, der Orang Utan als ‘satyrus’ verunglimpft wird. Und es ist ein etwas hilfloser Humor, daß LinnJ der Amöbe den Namen ‘Chaos chaos’ gab. Schließlich sind die Amöben die Atome biologischer und damit auch logischer Ordnung: Chaos chaos könnte ich mit gleichem, wenn nicht besserem Recht LinnJs Nomenklatur titulieren!54

In der deutschen Naturphilosophie konnten sich einige der ‘alten’ epistemologischen Instrumente, insbesondere vermittelt über Paracelsus, Böhme, Goethe, Schelling und die gesamte romantische Naturphilosophie, erhalten, bis der Siegeszug der messenden und mathematisierenden Naturwissenschaften diese Ansätze marginalisierte. Erst in der Ökologiediskussion der 1980er Jahre wird wieder verstärkt auf sie zurückgegriffen, wie ich oben bereits angedeutet habe.

Gleichfalls in diesem Kontext einer Resemantisierung der Wissenschaft, ihrer Wiederergänzung um die im siebzehnten Jahrhundert abgetrennten Anteile, kann die Episode gelesen werde, in der Ohlburg versucht, seiner kleinen Nichte zu erklären, warum Nadelhölzer (Weihnachtsbäume) auch im Winter grün sind. Er erklärt ihr die biologischen Zusammenhänge der Photosynthese, was von der Kleinen mit einem “Nein, Onkel Lukas. Du lügst.”55 quittiert wird. Daraufhin erzählt er ihr, was sie eigentlich hören wollte: eine Geschichte, nämlich die von Attis’ Verwandlung durch Kybele in eine Fichte.

Auf die Pflanzenmetamorphosen werde ich im nächsten Abschnitt noch einmal zurückkommen, hier geht es darum, daß die Einengung des semantischen Feldes ein Vakuum hinterlassen zu haben scheint, das die Naturwissenschaft nicht komplett ausfüllen kann, und daß dieses Vakuum in Moos explizit thematisiert wird. Auch die Thematisierung der Analogie als von Ohlburg favorisierter Form des Denkens gehört in diesen Zusammenhang: als Teil des seit dem siebzehnten Jahrhundert abgeschnittenen semantischen Feldes, als Zeichen, das den Dingen noch inhärent war. Dieser abgetrennte Aspekt des Wissens soll gleichfalls in dem von Ohlburg angestrebten romantischen Programm einer Wiedervereinigung von Wissenschaft und Kunst/Poesie zurückgewonnen werden.

Ohlburg deutet die Tatsache der wasserabhängigen Fortpflanzungspraktiken der Moose als Form der Erinnerung:

Wenn Pflanzen ein Erinnerungsvermögen haben, kein bewußtes, mentales, sondern ein genetisches, und ich zweifle nicht daran, wäre die Erinnerung der Moose die Erinnerung an ihre Herkunft, ihre Abstammung von den Algen.56

Mit der Erwähnung des ‘genetischen Erinnerungsvermögens’ schließt sich zum einen der thematische Bogen zur menschlichen Erinnerung im kulturellen oder individuellen Gedächtnis, zum anderen wird kurz an die aktuelle Biologie erinnert, die hinsichtlich der Gentechnologie sehr kontrovers diskutiert wird. Gegen Ende von Ohlburgs Aufzeichnungen hat er selbst einen Traum/Tagtraum, der ihn – als habe auch er eine Art ‘genetisches Gedächtnis’ – an jenen Punkt zurückführt, an dem die Moose sich qua ihres wasserorientierten Fortpflanzungsverhaltens an ihre Herkunft von den Algen ‘erinnern’. In diesem Tagtraum der ‘phylogenetischen Erinnerung’ erlebt er sich selbst als Spermatozoid, also als die bewegliche männliche Keimzelle der Algen, Moose und Farne:

Ich falle in Räume von dunklem Grün, durchschwimme Algenwälder, aus denen die Moose geboren wurden, sinke in Zellen, flaschenförmige Kanäle, dringe, ein farbloses Spermatozoid, an die Spitze dieser flaschenhälsigen Schächte, treibe tiefer, weiter zurück, doch immer ist die Bewegung nach vorwärts gerichtet, langgestreckt jage ich durch zellwandlose Gebilde, Plankton-Ozeane (…).57

Simulierte Regression zur Überlebenssicherung

Gleichfalls miteinander verknüpft werden die Themenkreise von Evolution und Erinnerung an der teilweise bereits zitierten Textstelle, an der Ohlburg zwischen Rückschritt und Rückgriff differenziert:

Das Moos nämlich hat, evolutionistisch gesehen, keine Zukunft; man könnte sagen, daß es immer nur über seine Vergangenheit nachsinnt. (…) Als eigentlich regressive Pflanzen sind Moose entstanden aus einer aufs Wesentliche vereinfachten Form der längst verschwundenen primitiven Landpflanzen, (…). Ihr sexuelles Verhalten indiziert diese Zusammenhänge ganz deutlich, spielt es sich doch ausschließlich im Wasser ab. So reflektiert das Moos uralte Tendenzen seiner Vorfahren. Aber wirkliche Regressionen sind der Evolution unbekannt; die Regression des Mooses ist eine simulierte, die sein Überleben gesichert hat. 58

Ich zitiere diese Stelle hier erneut, um auf einen weiteren Aspekt des erinnernden Nachvollzugs in der reflektierenden, rückgreifenden Bewegung des Kreislaufs einzugehen, nämlich die These, daß er Überleben sichern könne. Rückbesinnung auf frühere Stationen der Vergangenheit, ihre reflektierende Vergegenwärtigung kann demnach, als mahnender Hinweis oder Vorbild wichtige Funktionen für die Gegenwart – in einer Zeit der ökologischen Krise möglicherweise für den Erhalt der Zukunft – erfüllen. Gleichzeitig bedeutet eine solche Rückschau ein Innehalten, einen Moment des Stillstands in einer rasanten Entwicklung wissenschaftlichen und industriellen Fortschritts sowie einem hektischen Alltag. Neben dieser Rückbesinnung und Besinnung klingt auch eine Verlangsamung des Lebenstempos im Sinne einer ‘Ökologie der Zeit’ an, worauf gleichfalls die Sekundenzeiger-Episode des Kreislauf-Traums deutet.

Im Zusammenhang mit der konkreten Bedrohung menschlichen Lebens durch die ökologische Krise bzw., konkreter benannt, durch die Strahlungsemmissionen französischer Atomkraftwerke schreibt Ohlburg dem Moos noch eine andere Bedeutung zu:

Ich hatte nämlich gelesen, daß bei Moosen beobachtet worden ist, daß sie erstaunliche Fähigkeiten entwickeln, gewisse chemische Stoffe in beachtlichem Umfang aus der Umwelt zu neutralisieren. Radioaktive Abfälle, aus Atomkraftwerken stammend, hunderttausendfach konzentriert, sind beispielsweise in einem in Frankreich heimischen Moos, dem ‘Cinclidotus danubicus’, gefunden worden. (…) Vielleicht bedeutet es nichts anderes, als daß die Moose aus ihrem evolutionistischen Dauerschlaf erwacht sind und angesichts der Vernichtung der Erde, des Verschwindens der Menschen, einen verzweifelten Versuch beginnen, diese Vernichtung mit ihren schwachen Mitteln aufzuhalten.59

Ob eine solche Speicherung von Umweltgiften als philanthroper Akt der Pflanzenwelt verstanden werden kann, muß hier nicht ernstlich diskutiert werden. Für Ohlburg, der seine Liebe zum Moos als eine bilaterale verstanden wissen möchte, hat diese Stelle daher wohl eher die Bedeutung, daß seine Liebe zum Moos von diesem erwidert wird.

Für den Leser ist dagegen eher die thematische Verknüpfung von Moos und Umweltgiften von Bedeutung: das Büchlein Moos könnte dann als bescheidener Beitrag zum Aufhalten der ökologischen Gefahr qua Gedankenanstoß für ein anderes Naturdenken, das den Menschen als Teil und Partner der Natur begreift, angesehen werden.

Ökologie

Die Formulierung des genetischen Gedächtnisses deutet implizit auf einen weiteren einflußreichen Biologen: Ernst Haeckel (1834-1919). Sein Lehrsatz, daß die Ontogenese die Phylogenese rekapituliert, daß also die individuelle Entwicklung eines Organismus die Entstehungsgeschichte seiner Art nachvollzieht, klingt deutlich in Ohlburgs Formulierung des genetischen Gedächtnisses an.

Im ökologischen Diskurs ist Haeckel hauptsächlich als Urheber des Begriffs ‘Ökologie’ bekannt. 1866 definierte er in seiner Generellen Morphologie der Organismen Ökologie als “die gesamte Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Außenwelt, wohin wir im weiteren Sinne alle Existenzbedingungen rechnen können.”60 Der Sache nach wurde die Ökologie, also der Blick auf die Umweltbeziehungen der Lebewesen, in Alexander von Humboldts (1769-1859) Konzept einer ‘Physiognomik der Gewächse’ vorweggenommen.61 Nicht nur aufgrund dieser ‘Humboldt-Connection’ steht die Konzeption der Ökologie im Umfeld romantischer Naturphilosophie: Haeckel hatte sowohl bei Johannes Müller (1801-1858), einem naturphilosophisch orientierten Physiologen und Anatomen, als auch bei dem Pathologen Rudolf Virchow (1821-1902), dem Vorreiter der mechanistisch-analytischen Methodik, studiert. Nach seiner Lektüre der Darwinschen Schriften wurde Haeckel zu einem der bekanntesten Popularisatoren Darwins in Deutschland und versuchte, eine Synthese aus der materialistisch und empirisch orientierten Darwinschen Evolutionslehre und naturphilosophischen Konzepten zu schaffen. Die Entstehung der Ökologie können wir insofern am Berührungspunkt von Darwinismus und Naturphilosophie lokalisieren, genauer: in der deutschen Rezeption der Darwinschen Schriften.

Nun möchte ich das Augenmerk wieder zurück auf die Novelle Moos, und zwar auf die spezifische Arbeit an den Erinnerungsfiguren, richten, die in diesem Abschnitt geleistet wird: Es findet eine Verschmelzung, eine Überlappung in der Form statt, daß Darwin mit der Idee eines ökologischen Blutkreislaufs in Zusammenhang gebracht wird, obwohl er direkt weder mit der Ökologie noch mit Kreisläufen zu tun hatte. Er hat zwar, wie oben gezeigt wurde, als markante Figur, wenn nicht als Meilenstein, seinen Platz in der Entwicklungsgeschichte der Biologie, doch geschieht hier auf der literarischen Ebene eine Amalgamierung der Erinnerungsfiguren Darwin, Harvey und Haeckel, da Darwin im kulturellen Gedächtnis ungleich präsenter ist als die beiden anderen. Als schlagwort/schlagbild-hafte Assoziationen zu den bedeutendsten Beiträgen der jeweiligen Forscher bieten sich die folgenden an: Harvey: (Blut-)Kreislauf; Darwin: Stammbaum; Haeckel: Ökologie. Diese drei Konzepte werden auf zwei reduziert, Darwin behält seine Verweisfunktion für die Evolutionslehre, wird aber in der Novelle mit der Schlagwort-Melange aus den Konzepten der ungenannten Herren Harvey und Haeckel sowie dem ‘ökologischen Kreislauf’ als Grundmuster des wissenschaftsgenealogischen Erinnerungskreislaufs verknüpft.

Diese Strategie dient der Anbindung des Kreislauf-Konzepts an die bekanntere Erinnerungsfigur Darwins. In der Amalgamierung dient die bekanntere Erinnerungsfigur als Resonanzkörper für die unbekannteren Persönlichkeiten Harvey und Haeckel, deren Konzepte wiederum zu einem einzigen Bild, nämlich dem des ökologischen Kreislaufs, verschmolzen sind. Das Bild des Öko-Kreislaufs wird mnemotechnisch an die vorhandene Erinnerungsfigur Darwin ‘geheftet’, es wird damit eingeordnet und verknüpft, um im kulturellen Gedächtnis verankert und abrufbar zu sein. Damit findet eben auch eine Neu-Erzählung, eine Umdeutung der Erinnerungsfigur ‘Darwin’ statt, sie wird gleichsam mit neuen Attributen verknüpft.

Station 3: Biologie als ‘Grundlage’ nationalsozialistischer Ideologie

Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 fand auch in der Biologie eine ‘Gleichschaltung’ statt, die sich ideologisch einer kruden Mischung aus organismischer und sozialdarwinistischer Weltsicht bediente.62 Dadurch mußte eine ihrer Wissenschaftlichkeit beraubte Biologie als Rechtfertigungs‘wissenschaft’ für nationalsozialistische Ideologie herhalten.

Ohlburg war in seiner Studienzeit Zeuge der Infiltration nationalsozialistischer Ideologie an den Hochschulen. Er distanziert sich ganz deutlich von diesem ‘törichten Irrationalismus’:

Natürlich war es Schwachsinn, was die Universitäten überschwemmte, Rasse, Blut, der ganze törichte Irrationalismus, der immer dreister von den Kathedern quoll. Und ausgerechnet bei uns, bei den Botanikern, den Biologen, ließen die Kommilitonen begeistert, berauscht Erkenntnis fahren, ließen Wahrheit Wahrheit sein, predigten Volkstum, Blut und Boden (…).63

Ohlburg, sein Vater und sein Bruder versuchten, Widerstand zu leisten, der jedoch an den repressiven Maßnahmen des Systems scheiterte und der Familie nur noch den Ausweg einer Flucht aus Deutschland offenließ.

Dann kam Vaters Rausschmiß, Vater, der vor seinen Schülern von der Regierung als hergelaufenem Pack, kulturlosen, zuchtlosen Banausen gewettert hatte, dann unsere Flugschrift, in der wir uns über die sogenannte Rassentheorie lustig machten und die wir im Institut verteilten.64

Die Erstellung und Verteilung einer antifaschistischen Flugschrift an der Münchener Universität läßt noch eine weitere Erinnerungsfigur anklingen: die der Geschwister Scholl.

Ohlburg ärgert sich im Rückblick jedenfalls über seine damalige Verkennung des Ernstes der Lage: er hatte sich lustig gemacht über die biologisch unhaltbaren Rassengesetze, die das Blut als Träger der ‘Rassemerkmale’ bestimmten, was a) absurd war, b) noch nicht einmal konsequent durchgehalten wurde, da man zur Definition des Feindbildes der ‘jüdischen Rasse’ die Religionszugehörigkeit bestimmen mußte. Die grausamen Konsequenzen nationalsozialistischer Politik vermochte er sich seinerzeit nicht vorzustellen, obwohl er aus der Retrospektive feststellt, Warnzeichen bekommen, aber diese nicht als solche verstanden zu haben: “Seit man Vater vom Dienst suspendiert hatte, ausgerechnet Vater mit all seiner Zucht und Ordnung, hätten wir gewarnt sein müssen.”65

Sein Bruder Franz setzt in Gesprächen die Entwicklung der Ökologiebewegung und der Partei der Grünen in verwandtschaftliche Beziehung zur irrationalistischen Tendenz des Nationalsozialismus: “Und nun (…) bräche an den Universitäten ein neuer Irrationalismus aus, ein Irrationalismus, der romantisch sei und grün eingefärbt”66, der in dieser “pseudopolitische(n) Bewegung die erneute Heraufkunft von Maschinenstürmerei, Irrationalismus, Schollenmentalität, ja Blut-und-Boden-Ideologie ankündige.”67

Dieser Vorwurf der Verwandtschaft grünen und braunen Gedankengutes war in den achtziger Jahren weit verbreitet. Wie ich im Kapitel über den Kontext der Umweltgeschichte gezeigt habe, lassen sich die die rechten und linken Argumentationsmuster nach den Kriterien von Jahn und Wehlung jedoch deutlich unterscheiden.

1 Moos, S. 5

2 Moos, S. 6

3 Moos, S. 8f.

4 Moos, S. 9

5 Moos, S. 48

6 Moos, S. 81

7 Moos, S. 14

8 Böhme, Gernot: Alternativen der Wissenschaft, Frankfurt/M. 1980, S. 18

9 Vgl: Böhme, Hartmut; Böhme, Gernot: Das Andere der Vernunft. Zur Entwicklung von Rationalitätsstrukturen am Beispiel Kants, Frankfurt/M. 1983, darin besonders Kapitel 1: Die fremde Natur, S. 27-80

10 Böhme, Alternativen, a.a.O., S. 15; der Begriff ‘Wissenschaft vom Konkreten’ verweist auf LJvi-Strauss, Claude: Das wilde Denken, Frankfurt/M. 1968, Kapitel 1: Die Wissenschaft vom Konkreten, S. 11-48; Vgl. auch: Müller-Funk, Wolfgang: Die Rückkehr der Bilder. Beiträge zu einer ‘romantischen Ökologie’, Wien/Köln/Graz 1988

11 Nutt, Harry: Tiefbohrungen ins Blaue. Über den Schriftsteller Klaus Modick, in: Merkur, H. 11, 42. Jg., Nov. 1988, 477, S. 972-977, S. 973

12 Muschg, Adolf: ‘Im Wasser Flamme’ – Goethes grüne Wissenschaft, in: ders.: Goethe als Emigrant. Auf der Suche nach dem Grünen bei einem alten Dichter, Frankfurt/M. 1986, S. 48-72; aus ‘Scheidewege’ seien nur einige Beispiele genannt: Strolz, Walter: Das Naturgeheimnis in Goethes Anschauungskraft, in: Scheidewege 8 (1978), S. 535-557; Flügge, Johannes: Goethes morphologische Naturanschauung und die Macht der exakten Naturwissenschaften, in: Scheidewege 12 (1982), S. 429-447; Meyer-Abich, Klaus Michael: Selbstkenntnis, Freiheit und Ironie – Die Sprache der Natur bei Goethe, in: Scheidewege 13 (1983/84), S. 278-299

13 Böhme, Gernot: Die Einheit von Kunst und Wissenschaft im Zeitalter der Romantik, in: ders.: Für eine ökologische Naturästhetik, Frankfurt/M. 1989, S. 96-120; ders.: Natürlich Natur. Über Natur im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit, Frankfurt/M. 1992; ders.: Atmosphären. Essays zur neuen Ästhetik, Frankfurt/M. 1995; Vgl. auch Seel, Martin: Eine Ästhetik der Natur, Frankfurt/M. 1991; Andreas-Grisebach, Manon: Idee plus Erfahrung. Goethes Begründung eines neuen Typs von Naturwissenschaft, in: Naturerkenntnis und Natursein. Für Gernot Böhme, hrsg. v. Michael Hauskeller, Christoph Ehmann-Sutter und Gregor Schiemann, Frankfurt/M. 1998, S. 227-237

In der Diskussion um die romantische Naturphilosophie spielen Schelling und Novalis eine herausragende Rolle. Da sie in der Novelle ‘Moos’ jedoch weder explizit noch implizit erscheinen, gehe ich nicht weiter auf sie ein, sondern konzentriere mich auf die hier thematisierten Ansätze der Goetheschen Naturstudien. Zur Aktualität der romantischen Naturbilder vgl. auch Vietta, Silvio: Die vollendete Speculation führt zur Natur zurück. Natur und Ästhetik, Leipzig 1995

14 Böhme, Alternativen, a.a.O., S. 150

15 Heisenberg, Werner: Die Goethesche und die Newtonsche Farbenlehre im Lichte der modernen Physik (1944), in: Goethe im zwanzigsten Jahrhundert. Spiegelungen und Deutungen, hrsg. v. Hans Mayer, Frankfurt/M. 1987, S. 681-703; von Weizsäcker, Carl Friedrich: Einige Begriffe aus Goethes Naturwissenschaft, in: HA 13, S. 539-555

16 Moos, S. 105

17 Goethe, HA 13, S. 107

18 Moos, S. 35

19 Moos, S. 25

20 Foucault, Michel: Die Ordnung der Dinge, Frankfurt/M. 1971, S. 174

21 Moos, S. 17

22 Moos, S. 35f.

23 Kant Immanuel: Kritik der Urteilskraft, Werke, hrsg. v. Wilhelm Weischedel, Wiesbaden 1957, § 77, B 354, A 350, S. 364

24 Goethe, HA 13, S. 31

25 Goethe, HA 11 S. 323

26 Weizsäcker, Einige Begriffe, a.a.O., S. 548, 539

27 Moos, S. 37

28 Moos, S. 104

29 Goethe, HA 8, S. 302

30 Böhme, Alternativen, a.a.O., S. 10

31 Moos, S. 60

32 Moos, S. 59

33 Moos, S. 60

34 Moos, S. 61

35 Moos, S. 61. Darwin beschreibt wohl den Zusammenhang (“web of complex relations”) von Klee, Hummeln, Mäusen und Katzen, schließt den Kreis allerdings nicht, sondern erläutert nur den Befund der Abhängigkeit des Kleevorkommens von der Katzenpräsenz: “Hence it is quite credible that the presence of a feline animal in large numbers in a district might determine, through the intervention first of mice and then of (humble-, S.J.)bees, the frequency of certain flowers in that district!” (Darwin, Charles: The origin of species, Harmondsworth 1968, S. 125)

36 Moos, S. 61

37 Vgl. Kinzelbach, Ragnar K.: Ökologie, Naturschutz, Umweltschutz, Darmstadt 1989, S. 64

38 Moos, S. 61

39 Moos, S. 59

40 Harvey, William: Die Bewegung des Herzens und des Blutes, Sudhoff 1910, S. 55, zit. nach: Mason, Stephen F.: Geschichte der Naturwissenschaft, deutschsprachige Ausgabe von Bernhard Sticker unter Mitwirkung von Klaus Michael Meyer-Abich, Stuttgart 1974, S. 264

41 Moos, S. 56

42 Moos, S. 22

43 Foucault, Michel, Die Ordnung der Dinge, a.a.O., S. 51

44 Vgl: Nennen, Heinz-Ulrich: Ökologie im Diskurs. Zu Grundfragen der Anthropologie und Ökologie und zur Ethik der Wissenschaften, Opladen 1991, S. 16

45 Vgl. Nennen, Ökologie im Diskurs, a.a.O., S. 19; Vgl. auch: Spitzer, Manfred: Geist im Netz. Modelle für Lernen, Denken und Handeln, Heidelberg, Berlin, Oxford 1996, S. 10

46 Oder, falls nicht statisch, wie z.B. bei Georges Buffon (1707-88), im Sinne der Deszendenz, nach der man die organischen Arten als degenerierte Formen hochentwickelter Urtypen verstand. Vgl. Mason, Stephen F.: Geschichte der Naturwissenschaft, S. 401

47 Foucault, Die Ordnung der Dinge, a.a.O., S. 167

48 Foucault, Die Ordnung der Dinge, a.a.O., S. 17; die Referenzstelle ist: Borges, Jorge Luis: Die analytische Sprache John Wilkins’, in: Borges, Gesammelte Werke. Essays 1952-1979, Bd 5/II, S. 109-113, S. 112

49 Foucault, Die Ordnung der Dinge, a.a.O., S. 170

50 Foucault, Die Ordnung der Dinge, a.a.O., S. 169

51 Foucault, Die Ordnung der Dinge, a.a.O., S. 170

52 Foucault, Die Ordnung der Dinge, a.a.O., S. 170f.

53 Moos, S. 22

54 Moos, S. 35

55 Moos, S. 76

56 Moos, S. 20

57 Moos, S. 98

58 Moos, S. 90

59 Moos., S. 94f.

60 Haeckel, Ernst: Generelle Morphologie der Organismen, Berlin 1866, S. 286, zit. nach: Mayer-Tasch, Peter-Cornelius: Aus dem Wörterbuch der Politischen Ökologie, München 1985, S. 10

61 Ludwig Trepl beschreibt Alexander von Humboldt als den eigentlichen Wegbereiter der Ökologie: “Die Thematisierung der kausalen Zusammenhänge zwischen Standortfaktoren und ‘Physiognomie’ der Pflanzen war einer jener Wege – vermutlich zunächst der wichtigste -, auf denen die Ökologie sich entwickelte. Der Ausgangs- und Verzweigungspunkt ist Humboldts ‘Physiognomik der Gewächse’.” Trepl, Ludwig: Geschichte der Ökologie. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Frankfurt/M. 1987, S. 106

62 Albrecht Lorenz und Ludwig Trepl zeigen in ihrem Aufsatz ‘Das Avocado-Syndrom’ (in: Politische Ökologie, H. 34, 11/12 1993, S. S17-S24) ein Charakteristikum für (neo-) nationalsozialistische Ideologie auf: die Vermischung des Konzepts einer organismischen Funktion des ‘Volkskörpers’, dem sich die Teile unterzuordnen hatten, auf innenpolitischer Ebene mit einem sozialdarwinistisches Konzept vom Kampf der Völker und Rassen gegeneinander und dem Überleben des Tüchtigsten auf der internationalen Ebene.

63 Moos, S. 43

64 Moos, S. 43f.

65 Moos, S. 43

66 Moos, S. 78

67 Moos, S. 94

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